Eine multikulturelle Legende Ein anderes faszinierendes Spektakel, bei dem portugiesische, afrikanische und indigene Elemente miteinander verschmelzen, ist Bumba Meu Boi ("Beweg dich, mein Ochse"). Wie der Name schon andeutet, steht bei diesem temperamentvollen Festspiel mit viel Musik, Tanz und Schauspiel der Ochse im Mittelpunkt. Je nach Region gibt es leichte Abwandlungen - im Süden begleiten Akkordeonklänge das Spiel, im Norden und Nordosten sind dafür die Trommeln zuständig. Besonders groß wird Bumba Meu Boi zwischen Ende Juni und Mitte August in São Luís im
nordöstlichen Bundesstaat Maranhão gefeiert. Die Vorbereitungen sind fast so aufwändig wie zum Karneval: Das ganze Jahr arbeiten viele Gruppen an ihren Kostümen und studieren neue Lieder und Texte ein. In dem Schauspiel selbst geht es um die schwangere Catrina, die unbedingt ein Stück Rinderzunge essen will. Ihr Mann zieht los, um den beliebten Ochsen Boi Mimoso zu töten. Doch der Gutsbesitzer macht ihm einen Strich durch die Rechnung und bringt ihn vor Gericht. Ihm soll erst verziehen werden, wenn der Ochse wieder aufersteht. Das tut er wirklich, nachdem magische Gesänge und Tänze der Sklaven das Vieh ins Leben zurückholen. Zum Schluss gibt's ein Happy End: Catrinas Gatte wird freigelassen und kehrt zurück zu seiner Frau. Bei dem Spektakel, das die ganze Nacht andauert, steht übrigens kein echter Ochse auf der Bühne, sondern ein als Rindvieh verkleideter Mensch. Viele Jahre wurde das Fest von der katholischen Kirche als "heidnisch" abgestempelt und durfte nur auf privaten Bauernhöfen gefeiert werden. Heute gehört es zu den beliebtesten Festivitäten des Landes.